Beide Texte befassen sich mehr mit Lexika im allgemeinen und weniger mit den Einheiten der Lexika, den Wörtern. Wenn sie darauf eingehen, dann meinen beide meist Begriffsrepräsentationen und nicht Phrasen oder Wörter eines Satzes. Da aber beide nicht auf Phrasen eingehen, vernachlässigen sie Kollokationen jedoch.
Bei der Organisation eines Lexikons sollte man bei der strukturellen Organisation auch Phrasen berücksichtigen, um möglichst effizient und natürlich mit Kollokationen umgehen zu können. In einem Lexikon im Sinne Habels ist dies jedoch weniger wichtig. Der andere Text erwähnt allerdings Phrasen nur am Rande, obwohl er sich mit Wörterbüchern befaßt, die mit Sicherheit auch Mehrworteinträge beinhalten.
Die große Frage ist jedoch, wie man Kollokationen in einem semantischen Netzwerk behandeln will. Dabei stellen sich Probleme wie die Einordnung, Repräsentation und Bedeutung solcher Phrasen. Wie wir im Laufe des Seminars festgestellt haben, sind Kollokationen auch in den aktuellen Wörterbüchern meist ungenügend abgedeckt und nicht reproduzierbar eingeordnet. Wenn man also dem Ansatz Boguraevs und Briscoes folgen will, müsste man zunächst ein Wörterbuch finden, daß solche Phrasen berechenbar einordnet und definiert. Auch stellt sich die Frage nach dem Format, wenn z. B. Adjektive erlaubt sind oder nicht, und welche. Das Definitionsproblem ist wie bei den anderen Wörtern nicht einfach, wobei Kollokationen auch Einfluß auf Stil und Intention haben, wenn sie z. B. ironisch gemeint sind.
Aber wie im Format der MRDs sich hoffentlich etwas verbessert hat, kann man auch mit dem Fortschreiten der Forschung zu Kollokationen und der Verbreitung der Ergebnisse hoffen, daß sich auch diese Situation zum Besseren wendet, auch wenn per se kein Wörterbuch je alle Wörter und Kollokationen auflisten kann.